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Was wünschst du dir für die nächsten
40 Jahre FIZ?

Geburtstagskinder haben einen Wunsch offen: Wir haben Klient*innen und Mitarbeiter*innen gefragt, was sie sich für die und von der FIZ sowie deren gesellschaftlichen Umfeld wünschen.
«Ich wünsche mir, dass wir in 40 Jahren nochmals zurückblicken und erneut erkennen, wie weit uns unsere Kämpfe gebracht haben.»
«Ich wünsche mir, dass die FIZ weiterwächst, um Beratung zu anderen Themen anbieten zu können, vor allem zum Thema Arbeitsrecht. Viele Migrant*innen haben keine Stimme und können nichts gegen Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz unternehmen.»
«Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe FIZ. Ich wünsche dir, dass du dich noch stärker und mutiger für die Rechte der Frauen einsetzt, bis eines Tages keine Frau mehr zu Schaden kommt. In Liebe und Respekt, Z. N.»
«Keine Kapital- oder Reichtumsakkumulation ist möglich ohne die Ausbeutung unserer Arbeitskraft — historisch verleugnet und unsichtbar gemacht. Kein gesellschaftlicher Fortschritt ohne die Sorgearbeit, die wir täglich leisten — unbezahlt oder schlecht entlohnt, ohne Anerkennung und Rente. Ich wünsche mir, dass die FIZ in den nächsten 40 Jahren tatkräftig zum Abbau des Patriarchats und zur grundlegenden Veränderung des Wirtschaftssystems beiträgt.»
«Ich fände es schön, wenn alle ohne jegliche
Begrenzung Beratung und Betreuung durch die FIZ erhalten könnten.»
«Ich wünsche mir von der FIZ, dass ich mich hier persönlich so weiterentwickeln kann, dass ich eines Tages selbst Frauen unterstützen darf. Diese Hoffnung trage ich in meinem Herzen.»
«Ich wünsche mir eine komplette Entkriminalisierung der Sexarbeit. Dazu gehören sämtliche Arbeitsrechte wie Zugang zu Sozialleistungen etc. – unabhängig vom Aufenthaltsstatus.»
«Ich wünsche mir, dass Öffentlichkeit und Fachpersonen für Menschenhandel sensibilisiert sind und Betroffene so schneller zu ihren Rechten kommen.»
«Ich wünsche der FIZ, 
dass sie unbequem bleibt.»
«Möge die FIZ ein Licht der Hoffnung für viele bleiben.»
«Ich wünsche mir von der FIZ, dass sie dazu beiträgt, gesellschaftliche Diskriminierung von Sexarbeiter*innen abzubauen.»
«Ich bin wunschlos glücklich. Ausser vielleicht, dass die FIZ sich mehr dafür einsetzt, dass Sexarbeiter*innen über mehr Arbeitsräumlichkeiten verfügen und dass Mindestpreise für sexuelle Dienstleistungen eingeführt werden.»
«Ich wünsche mir von der FIZ, dass sie dazu beiträgt, gesellschaftliche Diskriminierung von Sexarbeiter*innen abzubauen.»
«Ich wünsche mir von der FIZ, dass sie dazu beiträgt, gesellschaftliche Diskriminierung von Sexarbeiter*innen abzubauen.»
«Ich wünsche mir, dass es die FIZ in
40 Jahren nicht mehr braucht, weil Gewalt und Ausbeutung ein Ende haben und die Würde und die Rechte aller Migrant*innen ohne unser Zutun respektiert werden. 
(Yes, I have a dream).»
Mitarbier*innen 
Klient*innen 

Ausblick

Es war einmal …
… ein Aufruf von Regula Renschler, um gegen die Missstände von Migrantinnen in der Schweiz vorzugehen. Und was dieser Aufruf ausgelöst hat! Heute arbeiten in der FIZ 47 Mitarbeiter*innen, aufgeteilt in vier Bereiche. Es gibt einen gesetzlich verankerten Straftatbestand zu Menschenhandel in der Schweiz und kantonal finanzierte Opferschutzprogramme für Betroffene von Menschenhandel. Es gibt Bestimmungen, die es ermöglichen, dass Betroffene von häuslicher Gewalt ihren Aufenthaltstitel nicht zwangsläufig verlieren, wenn sie sich von Schweizer Ehepartner*innen scheiden lassen. Seit dem Entscheid des Bundesgerichts, dass Lohnverträge in der Sexarbeit nicht mehr sittenwidrig sind, ist es möglich, als Sexarbeiter*in ausstehende Honorare einzuklagen. 
Demgegenüber steht die Tatsache, dass nicht alles besser oder einfacher wird. Dass der Raum für zivilgesellschaftliche Akteur*innen enger wird. Dass Forderungen nach dem nordischen Modell lauter werden und dass offener Rassismus (wieder) salonfähig ist. Nein, wir sind nicht frohen Mutes. Wir sind besorgt. Der EU-Migrations- und Asylpakt ist nur ein Beispiel dafür, wie normalisiert es ist, Menschen zu kontrollieren, fern- und festzuhalten, zu bestrafen. Ja, es sind düstere Aussichten für die Rechte der FIZ-Klient*innen. Denn je restriktiver die Migrations- und Asylgesetze sind, desto grösser ist das Risiko für Ausbeutung und Menschenhandel.
Aber unsere Arbeit war ja noch nie ein Sonntagsspaziergang. Uns wurde noch nie gesagt: «Oh ja, was für eine gute Idee, nur zu!» Noch nie war das politische Klima in der Schweiz Personen ohne Schweizer Pass freundlich gesinnt. Und trotz all dem Gegenwind haben wir im Kleinen immer wieder ganz Grosses bewirkt. Mit Präzedenzfällen dank engagierter Rechtsanwält*innen oder indem wir mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen gemeinsame Kräfte genutzt haben. 
Die Geschichten und Berichte in diesem Magazin verdeutlichen eines: Solidarität und Gemeinschaft sind unsere grösste Waffe – Kräfte, die besonders stark werden, wenn ein gemeinsames Ziel da ist. Heute ist dieses Ziel dringender denn je: Auch in Zukunft engagieren wir uns für eine Gesellschaft, in der Herkunft, Geschlecht und Aufenthaltsstatus nicht über Rechte entscheiden. Wenn nötig, auch noch weitere 40 Jahre.

 

© FIZ Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration 

www.fiz-info.ch

Texte und Interviews: Alicia Adams, Lelia Hunziker, Sole Lüthy, Mia Manaila, Géraldine Merz, Laura Rietschi, Georgiana Ursprung, Fanie Wirth

Redaktion: Mia Manaila, Géraldine Merz, Fanie Wirth

Design: Christina Baeriswyl

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Mit grosszügiger Unterstützung der Stiftung Zürcher Brockenhaus, 

der Stiftung Temperatio und der Adele Koller-Knüsli Stiftung.

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